Dinge wurden geschaffen, um benutzt zu werden. Der Grund, warum sich die Welt im Chaos befindet, ist weil Dinge geliebt werden und Menschen benutztwerden.
Dalai Lama
Wir kommen alle aus der gleichen Essenz. Einer Welt, die einige Gott, Buddha, Allah Jahwe oder wie auch immer nennen. Ich nenne sie Liebe oder einfach Leben und für mich ist diese Kraft göttlich.
Als Kind konnte ich mir nicht aussuchen, ob die Menschen, denen ich anvertraut wurde und von denen ich abhängig war, meiner Liebe würdig waren. Ich musste sie einfach lieben, um nicht zu verzweifeln. Trotz all den psychischen, physischen und seelischen Misshandlungen. Denn Liebe ist wie ein Gebet, das sich schützend um das Herz stellt. Ein Licht, das ich mir bewahren konnte, weil ich daran geglaubt habe, dass es eines Tages besser werden wird.
Als ich erwachsen wurde, gab es zwei Seiten von mir: Meine wahre Natur und mein Trauma, das sich wie ein Schatten über mein Wesen legte und mich immer wieder runterzog. Ich hatte jahrelang Panikattacken, Depressionen und habe es doch geschafft in diesem Spannungsfeld zu überleben und mein Leben so zu leben, wie ich es für richtig empfand. Ich wollte meinen Schmerz nicht weitergeben und hab ihn gehütet, wie ein Schatz auch wenn es mehr eine Bürde war zu dieser Zeit.
Eines Nachts – ich war damals schon Mutter meiner ältesten Tochter - als mich wieder die Angst überkam, sah ich es vor meinem inneren Auge: ich sah mich selbst als das Mädchen, das vor Angst fast gestorben wäre und sich darum im Land des Vergessens versteckt hat. Da begann ich zu begreifen, dass das diese Panikgefühle aus meiner Kindheit kamen und Gefühle waren, die ich als Kind nicht zulassen konnte, weil sie mich damals zerstört hätten. Danach fiel es mir einfacher, mit diesen Gefühlen klarzukommen, weil ich wusste, dass sie nicht direkt mit der Realität zu tun hatten und ich nicht (mehr) in direkter Gefahr schwebte, auch wenn ich damals noch weit weg war davon gesunde Liebesbeziehungenzu leben.
So richtig einordnen und verstehen konnte ich das alles erst viele Jahre später und nach zwei wirklich sehr ungesunden Beziehungen mit den Vätern meiner Kinder. Ich weiss nicht, ob meine damalige Unfähigkeit, gesunde Grenzen zu wahren, das Verhalten dieser Männer mir gegenüber gerechtfertigt haben, aber das spielt für mich keine Rolle mehr. Jeder muss sich vor sich selbst und der Liebe verantworten.
Irgendwann wurde mir klar, dass mein damaliger Partner meine Grenzen nicht achtet, dass ihm meine Gefühle und mein Wohlbefinden egal sind und ich habe mich gefragt, warum ist das so, warum passiert das mir? Und dann ist mir bewusst geworden, dass ich tief in mir geglaubt habe, dass ich es einfach nicht besser verdient habe und gleichzeitig ist mir auch immer mehr bewusst worden, dass ich es verdient habe, dass meine Würde geachtet wird und es nicht sein kann,dass jemanden zu lieben bedeutet sich selbst verraten zu müssen.
Ich begann mich immer mehr selbst zu lieben und zu achten und das hat mein Leben von Grund auf verändert. Nicht von heute auf morgen. Es hat sich organisch entwickelt wie eine Pflanze, die endlich Raum bekommt, um sich zu entfalten und nicht mehr möglichst klein und bescheiden zu bleiben und dabei viele Früchte abzuwerfen.
Ich weiss nicht genau, wie es angefangen hat, denn es war ein Prozess, in dem auch immer mehr Menschen von aussen auf mich zugekommen sind und mich wirklich gesehen und geachtet haben als der Mensch, der ich bin und die ehrlich freundlichzu mir waren. Es gab diese Menschen schon früher, aber sie sind von der Eifersucht von Menschen, die mich besitzen wollten eingeschüchtert und verletzt worden.
Es war für mich unglaublich schwierig zuzulassen, dass andere Menschen mich ehrlich lieben. Ich war misstrauisch und konnte nicht glauben, dass ich wirklich liebenswert bin. Ich hatte Angst davor wieder benutzt zu werden. Ich hatte Angst, dass diese Menschen darunter leiden müssen, dass sie mich lieben.
Doch ich bin immer weiter in das Feld der Liebe eingetaucht und konnte immer besser damit umgehen, dass wenn ich mich weiter öffnete,meistens wieder ein Schwall nicht verarbeiteter und verdrängter Gefühle hochkam um von mir angenommen und verwandelt zu werden. Einfach war es nicht und ich weiss es wird vermutlich immer wieder solche Momente geben.
Das Paradoxe ist, in all den Jahren, in denen ich in ungesunden Beziehungen funktioniert habe, um zu überleben, habe ich mich so wie damals als Kind in eine Trance versetzt, in der ich mir vorgemacht habe, dass doch alles nicht so schlimm ist. Jetzt im Licht und der Wärme der Liebe zu mir selbst und den Menschen, die diese Liebe mit mir teilen, wurde mir immer tiefer bewusst, was mit mir passiert ist und in welche Abgründe des Menschseins ich geblickt habe.
Ich habe erfahren, dass wahre Liebe nie drängt und einem Raum lässt, weil wenn jemand liebt, dann fühlt er den anderen und man liebt diesen Menschen für sein Wesen und achtet ihn auch dafür. Das bedeutet, dass man möchte, dass der andere glücklich ist und frei.
Wenn man jemanden liebt, erkennt man die wahre Schönheit und das Licht im anderen, aber auch, wenn dieser Mensch noch nicht bereit ist für mehr Nähe. Und es kann sein, dass der Mensch, den man meint zu lieben, dann einfach ein Spiegel ist und einem mit seinen eigenen Unzulänglichkeiten konfrontiert. Aber eines ist klar: Liebe kennt den Weg und es gibt keine Fehler sondern einfach Abschnitte auf dem Weg, wo man sich verirrt, weil man seiner inneren Stimme noch nicht gelernt hat, wieder vollkommen zu vertrauen oder weil man seine eigene Stimme noch nicht richtig verstehen kann und die Botschaft nicht sofort richtig versteht.
Es geht darum sich an sich selbst zurück zu erinnern. Das was man wirklich ist und nur daraus heraus kann man die Menschen erkennen, die zu einem gehören, denn wahre Liebe beruht immer auf Gegenseitigkeit. Sie ist ein Resonanzfeld, dass nur zwischen Menschen entstehen kann, die offen sind für die Liebe. Je offener die Menschen sind, desto tiefer kann die Liebe wirken. Und es gibt viele Liebesbeziehungen und nicht nur die Eine. Und doch gibt es auch diese Eine Beziehung, die so tief geht, dass man das Gefühl hat, dass sie im Himmel gewebt wurde. Das ist der Mensch, der dich erkennt in deiner wahren Essenz und du ihn. Der fähig ist, dich zu sehen, weil er wirklich Du in einem anderen Ich ist.
Wenn du diesen Menschen getroffen hast, dann lass los, statt ihn festzuhalten und lass die Liebe wirken, dass sie dich befreit, von allem, was dich noch davon abhält, wahrhaftig zu lieben und dich selbst zu sein und wenn du bereit ist, dann könnt ihr zusammen sein und doch frei bleiben. Denn Verbindungen aus Liebe sind Freiheit in ihrer höchsten Form.